Man komme der Waage-Frau nicht mit Logik,
"Vernunft" ist für sie ein Fremdwort. Sie hat ihre eigene Denkweise
- und kommt in der Regel sehr weit damit. Kullern erst einmal
ihre Tränen über die Wangen, hat sie sowieso längst gewonnen.
Die Waage-Frau steht in dem Ruf, ein Luxus-Weib
zu sein. Damit tut man ihr aber unrecht. Gewiß, sie kann stundenlang
und selbstvergessen vor dem Spiegel sitzen und eine neue Frisur
oder Schmuck ausprobieren. Doch das verdankt sie letztlich ihrem
einmaligen Geschmack. Sie braucht Schönes um sich wie die Luft
zum Atmen. Und das erreicht sie oft ohne große Anstrengung,
weil sie zudem noch sehr geschickt und einfallsreich ist:
Sie versteht es, im Nu aus einer Höhle einen
Palast zu machen. Alles Schlampige, Verwahrloste ist ihr nun
mal ein Greuel. Das gilt im übrigen auch für Männer: Wer mit
schlechten Umgangsformen oder einem ungepflegten Äußeren aufwartet,
fällt in Ungnade.
Auch die Liebe muß geschmackvoll arrangiert
sein. Vom galanten Handkuß bis zum dramatischen Kniefall bei
der Werbung darf nichts fehlen, sonst springt der Funke nicht
über. Jeder Liebesakt muß etwas Einmaliges sein. Kein Wunder
also, daß sie besonderen Wert auf die Einleitung legt - und
das auch von ihrem Partner erwartet. Bloß keine Hoppla-Hopp-Nummer,
nur weil ihm gerade danach ist. Sie wird sich kaum einmal während
des Tages oder irgendwo unterwegs überrumpeln lassen. Sie will
sich drauf einstellen können.
Andererseits ist sie zu allem zu überreden,
was ihr schmeichelt. So kann das Vorspiel schon unter der Dusche
oder nach einem genüßlichen Mahl auf dem Tisch zwischen Gläsern
und Tellern beginnen. Sie will verehrt und bewundert werden.
Ihr Geliebter muß sich aufs Schmeicheln verstehen, bereit sein,
auch hinter ihr zurückzutreten.
Fast das wichtigste am Sex ist für sie das Vorspiel.
Und das leitet sie gerne selbst ein, indem sie ihre Beine spielen
läßt, einen Knopf ihres Kleides öffnet oder einen dramatischen
Auftritt inszeniert. Wenn sie etwa im durchsichtigen Nachthemd
erscheint, kommt die Lichtquelle nicht zufällig von hinten.
Wenn das Lob oder der anerkennende Blick nicht
ausbleibt, kann man in diesem Augenblick alles von ihr haben.
Sie liebt Zärtlichkeiten, sanfte Eroberungen, die sie nicht
zur Untätigkeit verdammen. Ihre erogenen Zonen sind das Kreuz
und der Po. So legt sie sich gerne auf den Bauch und zeigt ihre
Rückenansicht. Und sie betont sie, indem sie vorwiegend Hosen
trägt, die sich eng um das Hinterteil spannen.
Doch wehe, er schlägt zu! Es ist ein Körperteil,
ausschließlich zum Liebkosen, nicht zum Bestrafen.